Schwache heimische Apfelernte 2021

Die heimischen Obstbauern haben der Natursaftkelterei Wolfra in diesem Jahr nur etwa halb so viel Äpfel geliefert wie im Vorjahr. Die Gründe dafür sind neben dem natürlichen Rhythmus der Bäume die niedrigen Temperaturen, zu viel Nässe – und der zunehmende Klimastress.

Insgesamt lieferten die etwa 1.500 Streuobstbauern rund um Erding sowie im niederbayerischen Rottal 360 Tonnen biologisch sowie 741 Tonnen konventionell erzeugte Äpfel, insgesamt rund 1.101 Tonnen. Daraus kann Wolfra in diesem Jahr etwa 850.000 Liter Apfelsaft keltern, im Vorjahr waren es rund 1,8 Millionen Liter aus heimischer Ernte. Damit der Wolfra-Saft im Handel dennoch nicht ausgeht, gleicht die Kelterei die Differenz in schlechten Erntejahren durch Zukauf weiterer Mengen aus – natürlich in gleicher Qualität sowohl bei biologischer wie bei konventioneller Herstellung.

Wolfra-Geschäftsführer Norbert Sima hat den frisch gepressten Saft bereits gekostet und ist vom Geschmack überzeugt: „Auch wenn die Erntemenge eher schwach war, die Qualität ist sehr gut, der Saft schmeckt sehr frisch und hat ein angenehmes Süße-Säure-Verhältnis.“

Für den Ernterückgang in diesem Jahr nennt Dr. Sebastian Grünwald, Pomologe von Wolfra und selbst Streuobstbauer, mehrere Gründe: „Einerseits folgt aufgrund der so genannten Alternanz, also der natürlichen Ertragsschwankung der Bäume, nach einem starken in der Regel ein deutlich schwächeres Jahr. Belastend war aber auch das schwierige Wetter im Saisonverlauf: Überwiegend kühle und regnerische Tage während der Blüte haben dazu geführt, dass viele Sorten schlecht bestäubt wurden. Hohe Regenmengen und fehlende Sonneneinstrahlung haben zudem im Frühsommer einen relativ starken Abfall von Fruchtanlagen bewirkt, den so genannten Juni-Fall. Der viele Regen im Sommer tat den Bäumen an sich zwar gut, wird aber nun zunehmend selbst zum Problem: anfällige Sorten sind heuer aufgrund der Dauerfeuchtigkeit stark von Pilzen befallen, das hat viel Fäulnis zur Folge.“

Als weiteren Grund sieht der Experte den wachsenden Klimastress auf die Obstbäume. „Die Bäume auf unseren Streuobstwiesen sind schon seit Jahren einem hohen klimatischen Stress ausgesetzt: Nachtfröste im Frühling, wenn schon Blüten angesetzt haben, sowie zunehmende Trocken- und Hitzeperioden im Sommer: das setzt den Bäumen zu und macht sie grundsätzlich anfälliger für Krankheiten.“ Auch die häufiger auftretenden Unwetter wirken sich auf die Obsternte aus. So zog am 22. Juni ein schwerer Hagelschauer über mehrere Gemeinden in Niederbayern, der die Bäume entlaubt und die Obsternte dort fast vollständig vernichtet hat.

Wolfra setzt seit Jahrzehnten bereits auf Obst von heimischen Streuobstwiesen. Damit trägt die Kelterei zum Schutz dieser landschaftsprägenden Biotope bei. Außerdem schmeckt der Saft von Streuobstwiesenobst besser als von Plantagenfrüchten, weil die alten Bäume auf der Streuobstwiese viel mehr unterschiedliche Aromen ausbilden.