Auf dem Hof von Tobias Sauer in Unterfranken läuft die Rhabarberernte auf Hochtouren – 500 Tonnen gehen in diesem Jahr an die Natursaftkelterei Wolfra in Erding. Die Coronakrise hat dem Gemüsebauern ganz schön zu schaffen gemacht. Lesen Sie das Interview mit dem Landwirt.
Herr Sauer, wo erreiche ich Sie gerade?
Auf dem Feld, ich muss sehen, wie weit die Helfer gestern gekommen sind, wir wollen bis Johanni den ganzen Rhabarber abgeerntet haben.
Johanni?
Der 24. Juni, der Namenstag von Johannes dem Täufer. Der markiert traditionell das Ende der Rhabarberernte.
Die dürfte sich mit dem Klimawandel aber auch nach vorn verlegen?
Ja, wegen der Wärme sicher. Was für den Rhabarber aber noch wichtiger ist, sind die Niederschläge. Rhabarber braucht viel Wasser. Deshalb fürchten wir Bauern eher die Trockenheit als die steigende Temperatur.
Wie sind da die Prognosen bei Ihnen in Unterfranken?
Das kann man noch nicht sagen. Grundsätzlich wächst Rhabarber bei uns sehr gut. Er mag die Wärme, den mineralhaltigen Boden hier und den Lehm, der Feuchtigkeit gut speichert. In der Münchner Schotterebene mit dem vielen Kies wächst er bei weitem nicht so gut.
Deshalb kauft die Natursaftkelterei Wolfra bei Ihnen ein?
Ja, wir liefern jedes Jahr bis zu 500 Tonnen Rhabarber für Wolfra.
Ist das viel?
Für uns ist der Rhabarber das Hauptstandbein: Insgesamt produzieren davon im Jahr rund 1.200 Tonnen. Daneben bauen wir auch Zuckerrüben, Rote Bete, Karotten sowie Haselnüsse an.
Ist Rhabarber eigentlich Rhabarber?
Nein, es gibt verschiedene Sorten: grünfleischige und rotfleischige. Die grünfleischigen sind etwas milder und haben eine feine Säure, die pflanzen wir für Wolfra an.
Wie sind Sie als Gemüsebauer durch die Corona-Krise gekommen?
Es war nicht einfach. Einerseits arbeiten wir in einer systemrelevanten Branche: Lebensmittelversorgung. Andererseits haben es uns die Einschränkungen schwer gemacht, unsere Felder zu bestellen und zu ernten. Nur unter extremen Schwierigkeiten konnten wir in den Wochen des schärfsten Lockdowns 12 unserer 25 Erntehelfer aus Ungarn nach Deutschland holen, aber es war ein Riesenaufwand, auch finanziell. Wenn ich jetzt sehe, wie schnell man alles wieder lockert, dann frage ich mich schon, ob das wirklich nötig war.
Konnten Sie nicht Ersatz in Deutschland finden?
Das hört sich einfacher an, als man denkt. Unsere Arbeiter wissen seit Jahren, worauf es ankommt, neue Leute müssen wir immer erst neu anlernen. Inzwischen unterstützen uns aber auch 45 Studenten tatkräftig.
Interview: Gerd Henghuber